Die Ludgeri-Hauptschule - ein Rückblick

Veröffentlicht am 19.07.2013 in Kommunalpolitik

Bei allen Diskussionen über die Organisation der auslaufenden Ludgeri Schule möchte ich heute nochmal zurückblicken. Denn das Ende der Ludgeri-Hauptschule unserer weiterführenden Schule in Altenberge, ist für uns ein Anlass nochmal zu fragen: Was ist denn alles schief gelaufen in den letzten 24 Jahren? Welche Fehler wurden gemacht und was bedeutet diese Entscheidung für die zukünftige Schul- und Bildungslandschaft in unserer Gemeinde.

Beginnen möchte ich mit dem Jahr 1989: Die Schülerzahlen der Hauptschule gehen dramatisch zurück. Die Hauptschule in Laer wird geschlossen und Nordwalde entscheidet sich, ihre Hauptschule zu einer Gesamtschule auszubauen.

Die SPD beantragt, mit der Nordwalder Gesamtschule, die 1990 mit ihrer Arbeit beginnen wird, zu kooperieren und eine gemeinsame Gesamtschule zu organisieren, um den Schulstandort Altenberge zu erhalten. „Die Hauptschule ist sonst auf Dauer gefährdet.“ so der damalige Fraktionsvorsitzende Peter Frey.

1990 wird im Rat über den Antrag entschieden. Grüne und FDP unterstützen den SPD-Antrag. Die CDU spricht sich vehement dagegen aus. Sie will die Hauptschule, das dreigliedrige Schulsystem erhalten, sieht darin die Zukunft einer weiterführenden Schule in Altenberge und äußert ihren Unmut über eine Werbebroschüre, die in Altenberge verteilt wird, in der Nordwalde für seine Gesamtschule wirbt.
Die WN kommentieren nach dieser Ratsentscheidung, Zitat: Altenberge steht isoliert da, alle Pläne sind wie Seifenblasen zerplatzt, weil rundherum an Altenberge vorbei gehandelt wurde. Altenberge reagierte, während alle anderen agierten. Die Isolation ist vollkommen.
Die Übergangsquote zur Hauptschule ist im Jahr 1990 übrigens 18,1 %. Die CDU spricht sich für Zusatzangebote und Ganztagsbetreuung für die Zukunft aus. Die Umsetzung kam dann im Jahr 2008, sage und schreibe 18 Jahre später, aber dazu später mehr.

Die nächste große Krise erreicht die Ludgeri-Hauptschule im Jahr 1993. Für das Schuljahr 93/94 melden sich 17 Kinder für den Besuch in Klasse 5 an, davon 11 Altenberger. Altenberge erhält ein Schreiben der Bezirks-Regierung, dass die Schule wegen nicht gegebener Einzügigkeit gefährdet ist und gewährt eine einjährige Ausnahmegenehmigung.
Alle bisherigen Maßnahmen, die Schule attraktiver zu machen sind gescheitert.

1994 vertritt die SPD angesichts von 11 Altenberger Anmeldungen, die Auffassung, den Schulstandort in Altenberge auslaufen zu lassen, falls die Mindestanmeldezahl von 18 Schülern nicht erreicht werde. Die Johannes Grundschule platzt aus allen Nähten, darum könnte in dem Gebäude der Ludgeri-Hauptschule eine zweite dringend erforderliche Grundschule entstehen.

Hauptschule und deren Freundeskreis starteten eine Werbekampagne, Tag der offenen Tür, Imagebroschüre usw., um für die Ludgeri-Hauptschule zu werben.

Im Schuljahr 1994/1995 wurden 25 Kinder angemeldet, davon kamen 12 Kinder aus Altenberge. Übergangsquote 13, 6 %.

Im Schuljahr 1995/1996 werden 29 Schülerinnen und Schüler in der Ludgeri-Hauptschule angemeldet. Davon kommen 21 Kinder aus Altenberge. Die Übergangsquote beträgt in diesem Jahr 20,6 %. Damit hat die Schule nach mehreren schwachen Jahrgängen wieder eine starke fünfte Klasse. Die Ludgeri-Hauptschule hat einen neuen Schulleiter, Bernhard Westhues, der auf eine zweizügige Schule hofft. Erstmals ist von der hohen Zahl der Schulrückläufer die Rede, in diesem Jahr sind es 15.
In den Folgejahren finden viele keine Hauptschüler keinen Ausbildungsplatz.

2002 in der Ludgeri-Hauptschule wird die ersten „Sonderpädagogische Fördergruppe“ eingerichtet.

Im Jahr 2003 initiiert die SPD die Zusammenarbeit zwischen Altenberger Unternehmen und der Ludgeri-Hauptschule und führt Gespräche mit Schule und Unternehmen. Schmitz CargoBull möchte daraufhin einen Vertrag über die Zusammenarbeit abschließen. In diesem Zusammenhang entsteht die Jobbörse an der Ludgri-Hauptschule
2004 fordert die SPD in ihrem Wahlprogramm erneut eine zukunftsfeste Schulform für eine weiterführende Schule in Altenberge.

Im Jahr 2006 startet die CDU/FDP Landesregierung wegen der rückläufigen Schülerzahlen und des Sterbens der Hauptschulen die „Qualitätsoffensive Hauptschule“. Hauptschulen können Ganztagsschulen werden und Altenberge bewirbt sich.
Im ersten Auswahlverfahren erhält Altenberge eine Absage. Bei einer Elternbefragung allerdings sprechen sich 75 % der Eltern für einen Ganztag aus. Danach stellt die SPD einen Antrag an den Rat, eine offene Ganztagsschule analog der bereits bestehenden OGS einzurichten. Unter Mitwirkung von Bildungseinrichtungen, Jugendhilfe und Unternehmen. Der SPD geht es dabei um zusätzliche Qualifikationen für die Schüler/innen, damit sie eine Chance auf dem Ausbildungsmarkt haben, denn die meisten finden nach ihrem Schulabschluss keinen Ausbildungsplatz. Die CDU lehnt diesen Antrag ab und prophezeit die gebundene Ganztagschule für die nächste Auswahlrunde des Landes. WN Kommentar: CDU hofft, den SPD-Antrag schnell vom Tisch zu bekommen.
Anfang des Jahres 2007 bekommt Altenberge die zweite Absage zur Gründung einer Ganztagsschule. Dies ist ein herber Rückschlag für die Bemühungen die Hauptschule zu stärken. Erst im Jahr 2008 kommt die Bewilligung zur Einrichtung des gebundenen Ganztag. Zur Erinnerung: Bereits 1990 wollte die CDU ein Ganztagsangebot schaffen. Sage und schreibe 18 Jahre später erfolgt die Umsetzung. Bis zum Jahr 2006 hat die CDU das Thema liegen gelassen und erst wieder aufgegriffen, als der Druck groß war.

Um endlich Bewegung in die Frage der Weiterentwicklung der Hauptschule in eine andere Schulform zu bringen, nimmt die SPD Kontakt zum dem renommierten Schulentwickler Ernst Rösler auf. Dieser erklärt sich bereit, Altenberge zu beraten. Die CDU lehnt diesen Vorschlag ab und lädt stattdessen den Schulrat der Bez.Reg. zu einem Gespräch mit der Politik ein. Schulrat, Bürgermeister und CDU sind sich in der Analyse einig. Kein Grund zur Panik. Die Ludgeri-Hauptschule ist erstmal gesichert und ein klares NEIN zu anderen möglichen Schulformen. Alles ist gut. Derweil entstehen rund um uns herum im Münsterland Verbundschulen, Gemeinschaftsschulen und Profilschulen. Alle handeln, nur wir nicht. Die SPD drängt weiter, Zeit etwas zu tun, Ganztag alleine kann die Schule nicht retten so die SPD-Meinung. Die Übergangsquote zur Hauptschule beträgt inzwischen 11 % und die SPD beißt mit all ihren Bemühungen auf Granit.

Der Bürgermeister will sich jetzt um eine alternative Lösung kümmern, die den Bestand der Hauptschule sichert und kann sich einen Realschulzweit vorstellen.

2009 will die SPD eine Gemeinschaftsschule entwickeln und fordert einen jährlichen Schulentwicklungsplan. Passieren tut nix. Nach den Landtagswahlen im Jahr 2010 endet die „Qualitätsoffensive Hauptschule“ sie ist grandios gescheitert. Die Schülerzahlen sind weiter rückläufig. Und die CDU man glaubt´s nicht, stellt einen Antrag zum „Erhalt und der Weiterentwicklung einer weiterführenden Schule und fordert einen jährlichen Schulentwicklungsplan“. Aha!

Im Jahr 2011 wird ein Arbeitskreis gegründet, der hinter verschlossenen Türen tagt und sich eher als ein Informationsgremium als ein Arbeitskreis erweist. Ja nix draußen mit den Menschen diskutieren. Im Arbeitskreis wird beschlossen verschiedene Möglichkeiten zu prüfen, nämlich: Kooperation mit der Gesamtschule Nordwalde. Hatten wir das nicht schonmal? Kooperation mit einer Sekundarschule und Primus Modellprojekt. Alle drei Lösungsmöglichkeiten scheitern, was die SPD nicht wundert.
Im Schuljahr 2012/2013 gab es genau 18 Anmeldungen, das reichte genau um die Schule noch ein Jahr weiterführen zu können. Die SPD und die Grünen sehen das Ende der Hauptschule kommen, die CDU weiß, dass die Aussicht nicht gut sind, die FDP sieht die Zukunft in einer Förderschule, die UWG glaubt immer noch an eine Verbund- oder Hauptschule und auch der Bürgermeister setzt „voll und ganz auf die Karte Ludgeri-Hauptschule, nach seiner Ansicht hat diese Schulform durchaus eine Überlebenschance und sollte vor Ort gestärkt werden“.
Im April 2013 kommt das Aus für die Hauptschule. Die Bezirksregierung fordert die Gemeinde auf, einen Auflösungsbeschluss herbeizuführen, da nur 10 Anmeldungen vorliegen.

Fazit: Wir, die SPD haben die Hauptschule nicht kaputtgeredet, wie CDU und FDP glauben machen wollen. Wir haben immer konstruktiv nach Möglichkeiten des Erhalts einer weiterführenden Schule gesucht.

Die Weichen für den Erhalt einer weiterführenden Schule in Altenberge sind viel zu spät gestellt worden. Die Mehrheitspartei wollte sich nie auf wirklich zukunftssichernde Veränderungen einlassen. Der Preis dafür ist, dass wir eine weiterführende Schule in Altenberge für immer verloren haben.

Denn Fakt ist, dass die Eltern schon lange mit den Füßen abstimmen und ihre Kinder an anderen Schulen und eben nicht an unserer Hauptschule angemeldet haben. Eltern wollen für ihre Kinder den bestmöglichen Schulabschluss erreichen und dieses Ziel trauen sie anderen Schulformen eher zu.

Der demographische Wandel, Stichwort sinkende Schülerzahlen, tut das seinige dazu.

Ich weiß nicht, ob wir durch frühzeitigeres, beherztes Handeln eine weiterführende Schule, welcher Schulart auch immer hätten erhalten können. Aber vielleicht wäre bei früheren und mutigeren Entscheidungen eine andere Dynamik entstanden, die zu anderen Ergebnissen geführt hätte. Leider ist aber in Altenberge nichts getan worden, außer an alten Zöpfen festzuhalten, die Augen wurden vor der Realität verschlossen und damit ist diese Chance vertan worden.

Ausblick: Für die Zukunft kommt es darauf an, die Bildungslandschaft in Altenberge zu stärken und neu auszurichten. Das Lernen aller Generationen wird eine größere Rolle spielen. Es gilt es darüber nachzudenken, unsere beiden Grundschulen zusammenzuführen und einen Ort des Lernens und der kulturellen Bildung für alle Generationen zu schaffen, um Bildungs- und Kulturangebote für alle Generationen bereitzuhalten.

Ulrike Reifig
Fraktionsvorsitzende

 

SPD Kreis Steinfurt

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